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zusammengeschrumpft und zerfressen, aber sie war unverkennbar ein
mumifizierter weißer Affe einer unbekannten Spezies, nicht so behaart, wie die
bekannten Spielarten und entschieden dem Menschen näherstehend in
schockierender Weise. Eine genaue Schilderung wäre wenig erfreulich, aber
zwei ins Auge springende Besonderheiten müssen berichtet werden, denn sie
decken sich in unerhörter Weise mit gewissen Aufzeichnungen von Sir Wades
afrikanischen Expeditionen und mit den kongolesischen Sagen vom weißen
Gott und der Affenprinzessin. Die beiden in Frage stehenden Besonderheiten
sind diese: das Wappen auf dem goldenen Anhänger am Hals des Geschöpfes
war das Wappen der Jermyns und die scherzhafte Andeutung M. Verhaerens,
daß eine gewisse Ähnlichkeit in Verbindung mit dem eingeschrumpften Gesicht
mit lebendigem, scheußlichem Grauen auf niemand anderen als den
empfindsamen Sir Arthur Jermyn, Urururenkel des Sir Wade Jermyn und einer
unbekannten Ehefrau zutraf. Mitglieder des Königlich Anthropologischen
Instituts verbrannten das Ding, warfen die Anhänger in einen Brunnen, und
einige von ihnen geben nicht einmal zu, daß Arthur Jermyn je existierte.
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Nyarlathotep
Nyarlathotep ... das schleichende Chaos ... ich bin der Letzte... ich will es dem
lauschenden leeren Raum erzählen ...
Ich kann mich nicht mehr deutlich erinnern, wann es begann, aber es war vor
Monaten. Die allgemeine Spannung war grauenhaft. Zu einer Jahreszeit
politischen und sozialen Umbruchs gesellte sich eine merkwürdige, brütende
Vorahnung schrecklicher körperlicher Gefahr, einer weitverbreiteten und
allumfassenden Gefahr, wie man sie sich nur in den schrecklichsten
Nachtphantasien vorstellen kann. Ich erinnere mich, daß die Menschen mit
bleichen und bekümmerten Gesichtern einhergingen, und an gewisperte
Warnungen und Prophezeiungen, die niemand bewußt zu wiederholen oder von
denen er vor sich selbst zuzugeben wagte, daß er sie gehört hatte. Ein Gefühl
ungeheuerer Schuld lag über dem Land, und aus den Abgründen zwischen den
Sternen fegte kühler Luftzug, der die Menschen in dunklen und einsamen Orten
erschauern ließ. Da gab es eine teuflische Änderung in der Jahreszeitenfolge -
die Herbsthitze verweilte furchterregend, und jedermann fühlte, daß die Welt
und vielleicht das ganze Universum aus der Kontrolle der bekannten Götter
oder unbekannter Mächte geraten sei.
Und dann kam Nyarlathotep aus Ägypten. Niemand konnte sagen, wer er sei,
aber er war aus altem, einheimischen Blut und sah wie ein Pharao aus. Die
Fellachen knieten nieder, wenn sie seiner ansichtig wurden, dennoch konnten
sie nicht sagen, warum. Er sagte, er sei aus dem Dunkel von vor siebenzwanzig
Jahrhunderten emporgestiegen, und er habe Botschaften aus Orten vernommen,
die man nicht auf unserem Planeten findet. In die Länder der Zivilisation kam
Nyarlathotep, dunkel, schlank und düster, kaufte er dauernd seltsame
Instrumente aus Glas und Metall und kombinierte sie zu Instrumenten, die noch
seltsamer waren. Er sprach viel über die Wissenschaften - über Elektrizität und
Psychologie und veranstaltete Demonstrationen seiner Fähigkeiten, die seine
Zuschauer sprachlos machten und die dennoch seinen Ruhm in ungeheuerem
Maße anwachsen ließen. Menschen gaben einander den Rat, Nyarlathotep
aufzusuchen und schauderten dabei. Und wohin Nyarlathotep ging, verschwand
die Ruhe, denn die frühen Morgenstunden wurden von Schreien des Alptraums
zerrissen. Noch nie waren diese Alptraumschreie ein solch öffentliches Problem
gewesen, jetzt wünschten weise Männer beinah, sie könnten den Schlaf in den
frühen Morgenstunden verbieten, auf daß das Kreischen der Städte den
bleichen, mitleidigen Mond nicht so sehr beunruhigen möge, der auf grünen
Wassern, die unter Brücken hindurchglitten, und alten Kirchtürmen, die sich
verfallend gegen den kränklichen Himmel abhoben, schimmerte.
Ich erinnere mich noch, als Nyarlathotep in meine Stadt kam - die große, die
schreckliche Stadt unzähliger Verbrechen. Mein Freund hatte mir von ihm und
von der zwingenden Faszination und dem Zauber seiner Enthüllungen erzählt,
und ich brannte vor Eifer, seine tiefsten Geheimnisse zu erforschen. Mein
Freund sagte, sie seien über die fieberhaftesten Vorstellungen hinaus grauenhaft
und eindrucksvoll, daß das, was auf eine Leinwand in einem verdunkelten
Raum projiziert werde, Dinge prophezeie, die niemand, außer Nyarlathotep zu
prophezeien wage, und im Sprühen seiner Funken wurde den Menschen das
genommen, was noch niemals weggenommen worden war und was man bloß
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an den Augen erkennen konnte. Und ich hörte von denen, die es wußten, die
weitverbreitete Andeutung, daß Nyarlathotep Anblicke zuteil würden, die
andere nicht sehen dürften.
Es war in jenem heißen Herbst, daß ich mit der ruhelosen Menge durch die
Nacht ging, um Nyarlathotep zu besuchen, durch diese erstickende Nacht,
endlose Stiegen hinauf in ein Zimmer, das einem die Luft benahm. Auf die
Leinwand geworfen sah ich Kapuzengestalten zwischen Ruinen und gelbe, böse
Gesichter, die hinter umgestürzten Denkmälern hervorlugten. Und ich sah die
Welt ankämpfen gegen die Finsternis, gegen die Wellen der Zerstörung aus den
hintersten Räumen, wirbelnd, aufwühlend und kämpfend rund um eine dunkler
werdende, auskühlende Sonne. Dann umtanzten die Funken in erstaunlicher
Weise die Köpfe der Zuschauer, Haare standen zu Berge, während Schatten,
grotesker, als man sagen kann, hervorkamen und sich auf den Köpfen
niederließen. Und als ich, der nüchterner und mehr wissenschaftlich eingestellt
war als die übrigen, zitternd einen Protest von »Schwindel« und »statischer
Elektrizität« murmelte, warf Nyarlathotep uns alle hinaus, die schwindelnden
Stiegen hinunter, in die feuchten, heißen, verlassenen mitternächtlichen
Straßen. Ich schrie laut, ich hätte keine Angst, daß ich nie Angst haben könne;
und andere schrien zum Trost mit mir. Wir schworen einander, daß die Stadt
genau die gleiche und noch am Leben sei, und als das elektrische Licht
schwächer zu werden begann, verfluchten wir die Elektrizitätsgesellschaft
immer wieder und lachten über die Grimassen, die wir dabei schnitten.
Ich glaube, wir fühlten, daß etwas vom grünlichen Mond herunter auf uns
einwirke, denn als wir von seinem Licht abhängig wurden, ordneten wir uns in
merkwürdig unfreiwillige Marschkolonnen und schienen unseren
Bestimmungsort genau zu kennen, obwohl wir nicht wagten, daran zu denken.
Einmal sahen wir aufs Pflaster und fanden, daß die Platten lose und von Gras
verschoben waren, und kaum eine rostige Metallschiene zeigte an, wo die
Trambahn gefahren war. Und dann sahen wir einen Trambahnwagen, allein,
ohne Fenster, verfallen und beinah auf der Seite liegend. Als wir unsere Blicke
über den Horizont schweifen ließen, konnten wir den dritten Turm beim Fluß
nicht entdecken und stellten fest, daß die Silhouette des zweiten Turmes am
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